Arbeit adé? Willkommen im Unbehagen.
Was passiert mit einem Menschen, wenn ihm nicht nur der Job genommen wird – sondern auch die Rolle, die ihn definiert hat? Wenn seine Arbeit nicht mehr gefragt ist, nicht aus persönlichem Scheitern, sondern weil Maschinen es schneller, billiger, effizienter können?
Diese Frage ist keine Dystopie mehr. Sie ist Wirtschaftsrealität. Microsoft, Amazon, Google, Intel: Allein 2025 kündigten diese Unternehmen zehntausende Jobs. Grund: KI. Automatisierung. Effizienz.
Doch der größere Schock liegt nicht in der Technik. Sondern im kulturellen Vakuum, das entsteht, wenn “Was machst du beruflich?” keine Antwort mehr hat. Oder schlimmer: keine Relevanz.
Jobverlust ist mehr als ein finanzielles Risiko
Philip Kotler hat diesen Gedanken unlängst weitergedacht: Was, wenn Joblosigkeit nicht die Ausnahme, sondern der neue Normalfall ist? Eine Gesellschaft, in der die Mehrheit nicht mehr arbeitet, weil Maschinen und Algorithmen es effizienter können.
Seine Antwort ist verblüffend rational: BGE, ein staatlich finanziertes, bedingungsloses Grundeinkommen, könnte die wirtschaftliche Basis sichern. Doch was passiert dann mit Identität, Würde und Wirksamkeit? Was bleibt vom Selbstbild, wenn „Leistung“ kein Tauschwert mehr ist?
Wenn das Selbstbild an berufliche Leistung gekoppelt ist, kann Jobverlust eine Identitätskrise auslösen. Umso wichtiger wird es, bewusst zu gestalten, wofür man stehen will – beruflich wie menschlich. Warum das aktive Positionieren so entscheidend ist, zeige ich hier.
Der kulturelle Kipppunkt: Arbeit war nie nur Arbeit
Arbeit strukturiert Zeit, schenkt Status, stiftet Sinn. Sie ist sozialer Kit und persönlicher Kompass. Ohne sie entsteht Leere, oder zumindest: eine neue Leerstelle, die gefüllt werden will.
Hier beginnt das eigentliche Thema für Coaches, HR-Expert:innen und Berater:innen. Denn wer, wenn nicht sie, könnte helfen, diese Leerstelle zu gestalten? Nicht als Ersatztherapie für entfremdete Karrieren. Sondern als Raum für neue Formen von Zugehörigkeit, Wachstum und Entwicklung.
Wenn Erwerbsarbeit keine Selbstverständlichkeit mehr ist, wird Kommunikation umso bedeutender. Nicht als Marketing, sondern als Ausdruck dessen, was trägt – selbst wenn Strukturen wegbrechen. Heute ist TikTok im Trend, morgen vielleicht etwas anderes, aber deine E-Mail hat Hausrecht. Was E-Mail-Marketing kann und warum dein Newsletter oft noch zu brav ist, beschreibe ich hier.
Eine neue Relevanz für menschennahe Berufe
Wenn Arbeit als Erwerbsform schrumpft, wächst ihr Bedeutungsraum als Lebensform. Und damit die Aufgabe all jener, die Menschen begleiten:
- Coaching wird mehr als ein Karriere-Booster. Es wird zum Raum für Orientierung, Sinn und persönliche Lebensgestaltung.
- HR wird nicht mehr nur Recruiting, Personalbetreuung oder Arbeitsrecht abdecken – sondern all das auf datengetriebene und automatisierte Weise organisieren. Der Mensch und die Kultur dürfen dabei nicht verloren gehen.
- Beratung verschiebt sich: weg von bloßer Effizienz, hin zu echter Sinnarchitektur.
Diese Veränderung betrifft nicht nur Menschen – sie fordert auch unsere Sprache, unsere Inhalte, unsere Kommunikation. Warum genau jetzt die Stunde für gutes Content Design schlägt, erkläre ich in diesem Artikel über KI und strategische Inhalte.
Ein Blick in die Geschichte hilft
In der industriellen Revolution wurden Bauern zu Fabrikarbeitern. Und heute? Werden Wissensarbeiter zu Digitalnomaden mit WLAN-Rucksack? Zu Sinnsuchern im Slack-Channel? Oder zu Teilzeitphilosophen mit Midjourney-Abo?
Wie damals braucht es eine kulturelle Antwort auf ökonomische Umwälzungen. Institutionen. Rituale. Narrative. Kurz: neue Selbstverständnisse für eine neue Zeit.
Was bleibt, wenn Leistung verschwindet?
Die Frage ist nicht mehr, ob Arbeit verschwindet. Sondern, was danach kommt. Freizeit? Vielleicht. Aber auch: neue Formen von Gemeinschaft, Lernen und Sinn.
Pilotprojekte zum Grundeinkommen zeigen: Menschen nutzen Sicherheit nicht zum Rückzug, sondern zur Neuorientierung. Sie investieren in sich selbst, wechseln Berufe, engagieren sich – nicht weil sie müssen, sondern weil sie können.
Vielleicht sollten wir anfangen, Bildung nicht länger als Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt zu sehen, sondern als Lebenskunst. Wenn das finanzielle Überleben gesichert ist, denken Menschen nicht weniger – sondern freier über ihre Entwicklung nach. Weiterbildung, kreative Projekte und soziales Engagement nehmen zu – nicht aus Zwang, sondern aus innerem Antrieb. Bildung wird dann nicht mehr Mittel zum Job, sondern Mittel zum Leben.
Und Unternehmen? Die wählen wir längst nicht mehr nur nach Gehalt, sondern nach Sinn. Wir arbeiten dort, wo wir mitgehen können – menschlich wie inhaltlich.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen bestärkt diese Haltung zu Arbeit und Organisationen. Im deutschen BGE-Projekt wechselten viele Teilnehmer:innen ihren Job – nicht weil sie mussten, sondern weil sie konnten. Sie suchten mehr Sinn, bessere Bedingungen, mehr Übereinstimmung mit ihren Werten. Das BGE war nicht Hängematte, sondern Sprungbrett.
Und wir könnten unsere Arbeit als Coaches, HRler oder Berater:innen neu verstehen: nicht als Service für ein System – sondern als Impuls für ein neues Verständnis von Menschsein.
Wenn wir Präsenz nicht mehr mit „Leistung“ verwechseln, sondern mit Haltung füllen, entstehen neue Räume.
Fazit: Die Zukunft kommt nicht mit einem Plan, sondern mit einer Frage.
Wer sind wir, wenn Arbeit nicht mehr alles ist?
Was wäre, wenn Arbeit nicht mehr Pflicht, sondern Option ist? Wenn Sinn nicht verdient, sondern gefunden wird? Wenn Erfolg sich nicht mehr in Status, sondern in Beziehung misst?
Vielleicht ist genau das unsere Aufgabe: Den Übergang begleiten. Nicht mit Patentlösungen, sondern mit Raum. Für Fragen, Zweifel, Entwürfe.
Ihr gestaltet den Übergang nicht nur mit – ihr prägt ihn. Nicht als Reaktion, sondern als Beitrag.
Wenn du dabei sichtbar werden willst, unterstütze ich dich mit durchdachtem Marketing. Schreib mir.
Warum ich darüber schreibe:
Ich biete kein Coaching – aber ich helfe Coaches, HR-Expert:innen und Berater:innen, ihre Haltung sichtbar zu machen. Wer Wandel begleitet, braucht Kommunikation, die mitdenkt. Deshalb schreibe ich über Themen, die dich beschäftigen – und die deine Arbeit künftig noch wertvoller macht.